SEO-Agenturen erhalten immer wieder Anfragen, die in etwa so lauten: Wir haben vor kurzem unseren Internetauftritt neu erstellen lassen. Jetzt möchten wir auch bei Google gut gefunden werden.

Allein die Frage macht deutlich, dass beim Relaunch der Website etwas grundlegend schief gelaufen ist. Die Informationsarchitektur ist nicht nur ein Basisfaktor für eine gute User Experience, sondern auch für SEO. Sie verbessert nicht nur die Sichtbarkeit und Zugänglichkeit der Inhalte, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle für die optimale Darstellung und Platzierung der Website in den Suchmaschinen.

 

Was versteht man unter einer «Informationsarchitektur»?

Eine Website besteht immer aus Inhalten, die vermittelt werden sollen. Das können Texte, Videos, Fotos oder ähnliches sein. Die Informationsarchitektur bildet das Grundgerüst, in dem diese Inhalte in einer leicht zugänglichen und verständlichen Form strukturiert werden. Dies können z.B. einzelne Seiten, Inhaltselemente, aber auch Overlays sein.

Darüber hinaus ist die Informationsarchitektur dafür verantwortlich, dass die gewünschten Inhalte von den Nutzern über verschiedene Navigationselemente gefunden werden. Das Auffinden relevanter Inhalte sollte so einfach und intuitiv wie möglich sein. Der Fokus eines guten Informationsarchitekten liegt daher primär auf dem Nutzer, seinem Mindset, seinem Informationsbedarf sowie den spezifischen Rahmenbedingungen, in denen die Website-Nutzung stattfindet.

 

Die Informationsarchitektur einer Website stellt eine der unteren Ebenen der User Experience dar .

 

Eine Informationsarchitektur stellt das Gerüst einer Website dar, das die Inhalte der Website strukturiert. Diese Struktureinheiten werden für den Nutzer erst durch das Interaktions- und visuelle Design sichtbar gemacht, wie die obige Grafik aufzeigt. Die Informationsarchitektur einer Website stellt somit eine der unterste Ebene der User Experience dar. Sie arbeitet im Hintergrund und wird von den Nutzern in der Regel nur dann wahrgenommen, wenn sie fehlerhaft ist und nicht, wenn sie einwandfrei funktioniert.

 

Warum ist eine gute Informationsarchitektur wichtig für eine wirkungsvolle SEO?

Suchmaschinenoptimierung (SEO) versucht, die Sichtbarkeit und Verständlichkeit der Inhalte einer Website für Suchmaschinen zu optimieren. Ziel ist es, eine möglichst vollständige Erfassung der Inhalte sowie eine möglichst hohe Platzierung in den Trefferlisten der Suchmaschinen zu erzielen. Dies führt dann zu höheren Besucherzahlen auf der Website.

Wir erkennen: Sowohl bei der Informationsarchitektur als auch bei SEO geht es um die optimale Sichtbarkeit bzw. Erreichbarkeit von Inhalten – im Prinzip sollte es beiden Disziplinen gleichgültig sein, ob es sich dabei um tatsächliche Nutzer oder um Crawler von Suchmaschinen handelt.

 

Wie beeinflusst die Informationsarchitektur die SEO?

Zum einen wird die Darstellung der Inhalte in Suchmaschinen natürlich durch die semantische Qualität der Navigationselemente (Beschriftung der Menüpunkte und Textlinks) beeinflusst. Daher sollte die Navigationsstruktur logisch und konsistent aufgebaut sein. Nur so können Suchmaschinen den strukturellen Aufbau der Website und damit die thematischen Zusammenhänge erfassen. Erst dadurch werden Suchmaschinen in die Lage versetzt, die Inhalte der Seite strukturiert darzustellen.

Darüber hinaus wird die Relevanz bestimmter Inhalte beeinflusst, wenn Suchmaschinen erkennen können, in welchem Zusammenhang diese mit anderen Informationen stehen. Jede einzelne Seite sollte semantisch eindeutig von allen anderen Seiten abgegrenzt sein, zum einen durch möglichst eindeutige und konsistente Linkbeschreibungen, Seitentitel und URLs, zum anderen durch möglichst einzigartige – zumindest klar unterscheidbare – Inhalte.

Soll eine Seite von mehreren Stellen innerhalb der Navigation erreichbar sein, sollte die Seite nicht einfach dupliziert werden („Duplicate Content“ ist im SEO besonders schädlich), sondern durchaus von mehreren Stellen verlinkt werden, man spricht dann von «Pillar Pages» oder auch «Corner Stone Content». Crawler messen diesen Inhalten eine höhere Relevanz bei.

Aber auch die Tiefe der Seitenstruktur (d.h. über wie viele hierarchische Ebenen die Inhalte verteilt sind) spielt eine wichtige Rolle. Es ist davon auszugehen, dass es sowohl für Benutzer als auch für Crawler besser ist, wenn alle Seiten mit möglichst wenigen Klicks erreichbar sind. Als Heuristik hat sich eine Zahl von 3 bis 4 Klicks als Maximalwert etabliert. Die Navigation einer umfangreichen Website sollte also eher in die Breite als in die Tiefe gehen, aber auch hier gibt es Grenzen, da jede Ebene nicht mehr als 7 (+/-2) Elemente enthalten sollte (siehe: Millersche Zahl // https://de.wikipedia.org/wiki/Millersche_Zahl), da sonst die Übersichtlichkeit verloren geht.

Wenn beide Forderungen (maximal 4 Ebenen und nicht mehr als ca. 7 Ebenen-Elemente) nicht in Einklang zu bringen sind, sollte überlegt werden, die Seitenzahl zu reduzieren, z.B. durch Zusammenfassen von Inhalten. Eine solche Grenze ist sicherlich bei einer Seitenzahl von 7 x 7 x 8 x 9 = 3528 erreicht. In der Regel ist sie jedoch schon früher erreicht, da erfahrungsgemäss nicht jede Ebene tatsächlich den Maximalwert von 7 (+/-2) Elementen aufweist.

 

Websites mit zu vielen Hierarchieebenen sind nicht benutzerfreundlich. Eine Möglichkeit ist die Aufteilung in mehrere Instanzen.

Websites mit zu vielen Hierarchieebenen sind nicht mehr benutzerfreundlich. Eine Möglichkeit ist die Aufteilung in mehrere Instanzen.

 

Eine gute Informationsarchitektur ist ein Qualitäts-Signal für Suchmaschinen

Eine gute Informationsarchitektur hat somit einen direkten Einfluss auf SEO. Zum einen gewährleistet sie die vollständige Durchdringung der Website durch die Crawler, zum anderen verbessert sie die strukturelle und semantische Erschliessung der Seiteninhalte.

Und auch indirekt hat sie einen positiven Einfluss auf die SEO, denn wenn Nutzer durch eine verständliche Informationsarchitektur effektiver durch die Seite geführt werden, bleiben sie auch länger auf der Seite. Bei hoher Zufriedenheit werden zudem wiederkehrende Besuche erreicht. Beides wirkt sich positiv auf die SEO aus.

Suchmaschinenoptimierung ist also eng mit der inhaltlichen und technischen Struktur einer Website verbunden. Die Konzeptions- oder Relaunch-Phase einer Website ist daher der ideale Zeitpunkt, um die Grundlagen dafür zu legen.